Integraler Yoga
Serve, Love, Give, Purify, Meditate, Realize.
Integraler Yoga ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Entwicklung des Menschen. Angestrebt wird die größtmögliche physische Gesundheit, mentale und emotionale Ausgeglichenheit, sowie Entwicklung der seelischen Reife. Er umfasst nach Swami Sivananda die 6 klassischen Yogawege: Hatha Yoga (Körperübungen), Kundalini Yoga (Energieübungen), Raja Yoga (Meditation), Jnana Yoga (Philosophie), Bhakti Yoga (Weg der bedingungslosen Liebe), Karma Yoga (Weg des rechten Handelns im Alltag). Andere Lehrer betonen die Wichtigkeit der 4 großen Yogawege - Jnana, Raja, Bhakti und Karma - und sehen Hatha und Kundalini Yoga als Vorbereitung des Körpers, um die 4 großen Wege zu meistern.
Bekannte Vertreter des Integralen Yoga waren z. B. Swami Sivananda, Swami Vivekananda, sowie Sri Aurobindo und die Mutter.
Die 6 Yogawege des Integralen Yoga
Jeder der 6 Yogawege kann für sich alleine stehen und bildet ein vollständiges Übungssystem. Im Integralen Yoga werden mehrere dieser Wege miteinander kombiniert, durchdringen und ergänzen sich, sodass der Übende auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen wird. Je nach Temperament und Lebensphase steht für den Übenden meist einer oder zwei der 6 Yogawege mehr im Fokus. Durch die Kombination der verschiedenen Yogawege eröffnen sich zahlreiche therapeutische Möglichkeiten. Individuell angepasster ganzheitlicher Yoga kann nahezu alle Heilungsprozesse positiv beeinflussen.
Hatha Yoga
Körperorientierter Yoga:
Hatha Yoga ist der im Westen bekannteste Yogaweg.
Bestehend aus speziellen Übungsabfolgen aus Körperhaltungen, Atem- und Entspannungstechniken, gleicht die Hatha Yogapraxis aus, kräftigt und entspannt. Aus klassischer Sicht gehören auch gesunde Ernährung und eine positive mentale Ausrichtung dazu.
Der Yoga Lifestyle ist aus modernen Hochglanzzeitschriften nicht mehr wegzudenken. Kein schlechter Trend, denn es gibt heutzutage viele wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der Praktiken zur Gesundheitsprävention bestätigen und Krankenkassen, die sich an den Kursgebühren beteiligen.
Ganz nach dem Motto "Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper", sieht der Integrale Yoga den Hatha Yoga als ideale Voraussetzung, um den Geist für die Meditation zur Ruhe zu bringen und somit in die tieferen Dimensionen des Yoga einzusteigen.
Die 5 Säulen des Hatha Yoga:
- Richtige Bewegung: Asana (Körperstellung)
- Richtige Atmung: Pranayama (Atemübungen)
- Richtige Entspannung: Shavasana (Tiefenentspannung)
- Gesunde Ernährung: sattvig (reine Nahrung bestehend aus Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, Salat, Obst, Milchprodukten)
- Gedankenhygiene: positives Denken
Kundalini Yoga
Yoga der Energie:
Kundalini Yoga wird auch als Yoga der Energie bezeichnet und entspringt der Tantra Philosophie. Es heißt, dass am Ende der Wirbelsäule ein riesiges Energiepotenzial ruht, die Kundalini Shakti (kreative Energie). Wird diese Energie erweckt, entfaltet der Mensch nach und nach all seine Potenziale und beschleunigt seine Entwicklung enorm. Ziel der Kundalini Praxis ist es, die Kundalini Shakti durch den zentralen Wirbelsäulenkanal (Sushumna Nadi) bis zum Scheitelpunkt hinaufzulenken und dort mit dem reinen Bewusstsein (Shiva) zu vereinen. Dies entspricht dem Bewusstseinszustand der Einheit oder Erleuchtung. Wird die vereinte Kraft von Kundalini Shakti und Shiva erfolgreich wieder den Wirbelsäulenkanal hinunter geführt, so erfährt sich der Mensch vollständig frei von Leiden als Jivanmukta (Lebendig Befreiter).
Techniken des Kundalini Yoga:
- Mantra Yoga: Sanskrit-Silben wirken direkt auf die Nadis (Energiekanäle) und Chakras (Energiezentren)
- Nada Yoga: Erweckung der Energie durch Klänge von speziellen Musikinstrumenten oder das Hören des inneren Klanges (Nada).
- Yantra Yoga: Durch Meditation auf geometrische Figuren (Yantras), Farben und Symbole werden Energien erweckt.
- Laya Yoga: Prozess der Auflösung (Laya) grobstofflicherer Energien in feinstoffliche durch spezielle Meditationstechniken.
- Hatha Yoga: Reinigung des Körpers und Energiekörpers durch Kriyas (Reinigungsübungen), Asanas (Körperübungen) und fortgeschrittene Pranayamas (Atemtechniken), Mudras (Energielenktechniken) und Energiemeditationen.
Raja Yoga
Yoga der Geisteskontrolle:
Der Raja Yoga nach Patanjali beschäftigt sich direkt mit dem Geist und der Beherrschung des Geistes (Mentaltechniken). Durch Selbstbeobachtung und Selbstanalyse lernt der Raja Yogi seine individuellen Muster kennen. Er erfährt, was ihn in seinem Potenzial einschränkt und was ihm nützlich ist. Wertvolle Hilfsmittel im Raja Yoga sind Achtsamkeitsübungen, mentales Training wie Affirmationen oder Visualisierungen, Autogenes Training und Meditation. Ziel von Raja Yoga ist es, die Gedanken zu Beherrschen und zur Ruhe zu bringen.
Patanjalis 8-gliedriger Pfad zur Erleuchtung:
1. Yama: Regeln für den Umgang mit anderen
- Ahimsa: Nichtverletzen (Hieraus ergibt sich z.B. Vegetarismus)
- Satya: Wahrhaftigkeit
- Brahmacharya: Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten
- Aparigraha: Unbestechlichkeit
- Asteya: Nichtstehlen
2. Niyama: Gebote, Verhaltensregeln für sich Selbst
- Saucha: Reinheit (innere und äußere)
- Santosha: Zufriedenheit
- Tapas: Disziplin
- Swadhyaya: Studium des Selbst
- Ishvarapranidhana: Hingabe an die göttliche Kraft
3. Asana: Körperhaltung, insb. feste ruhige Stellung für die Meditation
4. Pranayama: Atemtechniken zur Kontrolle der Lebensenergie (Prana)
5. Pratyahara: Sinne nach innen ziehen
6. Dharana: Konzentration
7. Dhyana: Absorption
8. Samadhi: Überbewusstsein
Jnana Yoga
Yoga der Erkenntnis:
Im Jnana Yoga dreht sich alles ums Wissen über das Leben. Hier werden Antworten auf grundlegende Fragen gesucht wie: Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Was kommt nach dem Tod? Wie funktionieren die Spielregeln des Lebens und wie gehe ich damit bewusst um. Jnana Yoga geht jedoch über das reine Denken und Analysieren hinaus. Die Antworten werden durch Meditationstechniken auch intuitiv erfahren. Das führt zu tiefen Einsichten und bringt den Suchenden ein Stück näher zu dem, was „Yoga“ bedeutet: Einheit. Jnana Yoga befasst sich insbesondere mit den Inhalten der Vedanta Philosophie.
Die vier Schritte der Jnana Yoga Praxis:
1. Shravana: Der erste Schritt ist Shravana, das Hören der Weisheit z.B. von einem Lehrer oder Meister. Die meisten Jnana Yoga Schriften sind als Zwiegespräch zwischen Meister und zweifelndem Schüler geschrieben.
2. Manana: Der zweite Schritt ist Manana, eigenes Nachdenken bzw. Kontemplation über das Gehörte.
3. Nididhyasana: Der dritte Schritt ist Nididhyasana, die Meditation, die über das Intellektuelle hinausgeht und den Zugang zum intuitiven Begreifen öffnet. Eine Umsetzung in die Praxis des täglichen Lebens ist auf dieser Stufe parallel zur Meditation notwendig.
4. Anubhava: Im vierten und letzten Schritt erfolgt Anubhava, die volle Verwirklichung. Hier beantworten sich dem Jnana Yogi alle Fragen. Er erkennt die Wahrheit bzw. sein eigens Selbst.
Bhakti Yoga
Yoga der Hingabe:
Der Weg des Bhakti Yoga ist der Weg des Herzens. Oft wird Bhakti Yoga als der Yoga der Hingabe zu dem, was größer ist als man Selbst, bezeichnet.
Zu den Praktiken des Bhakti Yoga gehört all das, was die Gefühle zum "Höheren" zum Fließen bringt. Das Singen von spirituellen Liedern, das liebevolle Ausführen von Ritualen, das Lesen mythischer Geschichten, meditieren, beten, alles Leben lieben und in Allem das Göttliche erkennen, öffnet das Herz und vermittelt ein Gefühl von Verbundenheit, Freude und Dankbarkeit.
9 Praktiken des Bhakti Yoga:
- Shravana: Das Hören spiritueller Geschichten und erhabener Gedanken.
- Kirtana: Das hingebungsvolle Singen von göttlichen Namen in Form von Mantrasingen am besten in Gemeinschaft.
- Smarana: Das Erinnern an die göttliche Gegenwart, kann z.B. durch Bilddarstellung von göttlichen Qualitäten, Murtis etc. unterstützt werden.
- Padasevana: Es heißt wörtlich „sitzen zu Füßen Gottes“. Dies kann bedeuten sein Sadhana (spirituelle Praxis) vor einem Altar auszuführen.
- Archana: Rituale zur Verbindung mit der göttlichen Kraft.
- Vandana: Verbeugung. Dies erzeugt ein Gefühl von Demut und Respekt vor der höchsten Kraft und hilft das Ego in Schach zu halten.
- Dasya: Der göttlichen Kraft als Diener zur Verfügung stehen.
- Sakhyavatyas: Gott/Göttin als Freund/in sehen und immer wieder die Freundschaftsbeziehung pflegen, die Gegenwart spüren, Zwiesprache halten wie mit einem Freund/einer Freundin.
- Atmanivedana: Vollständige Selbsthingabe im Wissen, das jedes Wesen (inkl. einem selbst), sogar jede Erscheinungsform, in der Tiefe eins mit dem Göttlichen ist.
Karma Yoga
Yoga der Handlung:
Der Karma Yoga Weg gibt gute Hinweise, wie Yoga auch während der alltäglichen Verpflichtungen praktiziert werden kann. Karma bedeutet Handlung. Jede Handlung bewusst auszuführen, ist der Schlüssel im Karma Yoga. Nicht was wir tun, sondern wie wir es tun, ist dabei entscheidend. Angestrebt werden Handlungen, welche vom Herzen kommen und zum Wohle Aller geschehen. Dies kann ein tiefes Gefühl von Erfüllung und Zufriedenheit zur Folge haben.
Handeln gemäß des Karma Yoga Gedanken:
- Mit vollem Engagement: Jede Handlung so gut wie möglich ausführen. Wenn wir etwas tun, dann verdient es unsere volle Aufmerksamkeit.
- Mit Herz und Liebe: Sich darum bemühen, jede Handlung mit möglichst viel Herz, Liebe und Freude auszuführen. Auch oder gerade wenn es sich um tägliche Pflichten handelt.
- Ohne Identifikation als Instrument: Der Karma Yogi ist sich bewusst, dass nicht er handelt, sondern die göttliche Kraft durch ihn hindurch (und durch alles andere auch). Er sieht sich bewusst als Instrument dieser höheren Kraft. Der Karma Yogi lässt alles los und sagt „dein Wille geschehe“. Er stellt sich vor, dass letztlich Körper und Psyche Teil des kosmischen Körpers und Psyche sind. Er weiß, er selbst ist das unsterbliche Selbst. Er weiß, was er tut, gibt sein Bestes, aber identifiziert sich nicht damit.
- Verhaftungslos: Der Karma Yogi hängt nicht an irgendeiner Aufgabe oder einer bestimmten Form. Er tut, was getan werden muss. Wenn sich die Umstände ändern, lässt er los und nimmt an, was gerade ist.
- Ergebnis dem Göttlichen darbringen: Der Karma Yogi handelt nicht, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Er gibt stets sein Bestes und lässt dann los. Was auch immer das Ergebnis bzw. die Früchte seiner Handlungen sein mögen, bringt er dem Göttlichen dar.